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SAS „Bantam“-Jeep

Britische Schurkenhelden in der Wüste Nordafrikas 1943


von Stefan Szymanski / Mai 2025





Zur Geschichte: Beim SAS (Special Air Service) handelt es sich um eine britische Spezialeinheit, die auch heute noch zu den besten militärischen Kommandoeinheiten der Welt gehört und ihren Ursprung in den Wüsten Nordafrikas hat.

So war es ein gewisser Lieutenant Colonel David Stirling, der trotz Widerstand der britischen Generalität schon früh den Vorteil unabhängiger kleiner Einheiten erkannte, die weit hinter den feindlichen Linien Aufklärungsarbeiten, Sabotage und Überfälle durchführen konnten. Man kann das durchaus als den Vorläufer der heutigen Special Forces sehen. Der Generalität stießen diese Männer zuerst sauer aus, da diese sich durch ihr Erscheinungsbild und Agieren doch stark von der britischen Armee abgrenzte. So wurden hier gewisse Typen mit Ecken und Kanten gesucht, die ansonsten große Probleme hatten, sich gesellschaftlich und gerade auch in der britischen Armee richtig und korrekt ein- und unterzuordnen. Doch gab der Erfolg Stirling recht.


David Stirling, der Gründer des SAS/ Quelle: Wikipedia
David Stirling, der Gründer des SAS/ Quelle: Wikipedia

So bewegten sich die wie Piraten aussehenden Elitesoldaten heimlich mit schwerbewaffneten Fahrzeugen durch die Wüsten Nordafrikas und versuchten gerade durch Sabotage und kommandoartigen Überfällen den Achsenmächten so viel Schaden wie möglich zuzufügen.

Zu Anfang griff man bei den Fahrzeugen u.a. auf den Bantam BRC-40 zurück, bis ab 1942 US-Jeeps (Willys Jeep) zu Verfügung standen. Die Verwendung der amerikanischen Jeeps hinderte die Commonwealth-Truppen nicht daran, ihre fahrbaren Untersätze weiterhin als „Bantam“ zu bezeichnen, was sich auch noch einige Zeit hinzog, bis man sich letztendlich auf die Bezeichnung „Jeep“ einließ.  Diese Jeeps wurden extra für die langen Wüstentouren speziell ausgestattet, verfügten über eine unterschiedlich starke Bewaffnung, angefangen bei leichten MGs, z.T auf Doppellafetten bis zum schweren Browning-MG (12,7mm). Des weiteren wurde der Stauraum massiv ausgenutzt, um Kanister (Benzin und Trinkwasser), Munition, Gepäck und alles weitere unterzubringen, um die Missionen erfolgreich abzuschließen und in der lebensfeindlichen Wüste zu überleben.

Auch wenn dem SAS im damaligen Wüstenkrieg gegen das Afrikakorps und italienischen Truppen wohl der meiste Ruhm zufiel, war es doch die LRDG (Long Range Desert Group), die hier meist die Vorarbeit lieferte, um diese Erfolge des SAS überhaupt möglich zu machen. Im Grunde handelte es sich hier um unterschiedliche Einheiten mit eher unterschiedlichen Aufgaben, die gemeinsam erst den Erfolg garantierten. So leistete das LRDG die nötigen Aufklärungs- und Versorgungsarbeiten, versuchte Kämpfe zu vermeiden und eher Informationen zu sammeln. So bekam die LRDG auch das größte Kompliment direkt vom Gegner. So behauptete der legendäre Wüstenfuchs und Oberbefehlshaber des Afrikakorps Feldmarschall Erwin Rommel, dass gerade die Long Range Desert Group durch ihre Arbeit den eigenen Truppen mehr Schaden zugefügt hätte, als irgendeine andere britische Einheit.


Eine typische Pistenpatrouille/ Quelle: Imperial War Museum
Eine typische Pistenpatrouille/ Quelle: Imperial War Museum


Die Idee zum Projekt: Zwar war mir schon im Vorfeld die Geschichte des SAS im Groben bekannt, doch wurde ich erst durch die BBC-Serie „SAS Rogue Heroes“ auf die außergewöhnliche Geschichte zur Entstehung des SAS aufmerksam und kam dementsprechend auf den Geschmack. So reifte bei mir auch schnell die Idee, ein Projekt zu diesem Thema mit den dazugehörigen Fahrzeugen zu verwirklichen. Bis dato waren mir auch noch nicht die Unterschiede zwischen SAS und LRDG bekannt. So warf ich alles in den berüchtigten SAS-Topf, bis ich durch Recherche eines besseren belehrt wurde. So sollten hier dann auch zwei unterschiedliche Projekte verwirklicht werden, wobei der SAS mit dem „Bantam“-Jeep den Anfang machen sollte.





Der Bausatz: Die Schwierigkeit lag schon darin, überhaupt den passenden Bausatz in die Hände zu bekommen. So hatte Dragon vor einigen Jahren genau diesen Kit im Sortiment, doch ist dieser offiziell leider nicht mehr erhältlich. Nun kam ein guter Bekannter ins Spiel, der von meiner Misere erfuhr und mir um ein paar Ecken und Bekannten diesen Bausatz besorgen konnte. Dabei handelte es sich zwar um den Dragon-Kit 7481 „SAS Raider 4x4 Truck“, der sich eigentlich auf den europäischen Schauplatz bezieht, doch lässt sich hier mit Hilfe des passenden Upgrade-Set von BlackDog auch die passende Wüstenvariante fertigen.


Das Bild lässt schon gut erkennen, wie sich Figuren und Jeep sehr gut kombinieren lassen
Das Bild lässt schon gut erkennen, wie sich Figuren und Jeep sehr gut kombinieren lassen


Der Zusammenbau: Da der Kit über eine schöne und passgenaue Detaillierung verfügt, bereitete der Zusammenbau keinerlei Schwierigkeiten. Alle nötigen Ausrüstungsgegenstände der Wüstenversion wurden durch den BlackDog-Set ergänzt. Da der Upgrade-Set sehr üppig ausgestattet ist, blieb dabei eine Menge Material für die Restekiste übrig. Bei der Ausstattung und Bewaffnung kann man hier durchaus variieren, da die damaligen Originale den individuellen Bedürfnissen angepasst wurden. Ich entschied mich bei  der Bewaffnung für zwei Doppellafetten mit leichten MGs und stattete den Rest des Jeeps mit einer Menge Kanister, einigen Taschen und einem zweiten Reserverad aus. Des weiteren montierte ich an den Reserverädern ein Unterlegblech (ebenfalls im BlackDog-Set enthalten), welches damals als Hilfe diente, wenn man sich im losen Sand festgefahren hatte. Den Abschluss bildete ein dickes Hanfseil, wobei ich hier auf ein Abschleppseil aus Kupfer zurückgriff, welches eigentlich für Panzerfahrzeuge gedacht ist.





Die Farbgebung: Nach einer hellen Grundierung lackierte ich das ganze Modell mit dem Basisfarbton „Desert Sand“ (A.MIG-0029). Alle anderen Arbeiten erfolgten nun mit dem Pinsel. Die Kanister erhielten dabei zum Teil auch eine olivdrabe Farbgebung, um das Gesamtbild ein wenig aufzulockern. Zudem erhielt gerade die Karosserie ein erstes kräftiges Drybrushing mit einem stark aufgehellten „Desert Sand“. Mit einem Metallfarbton bearbeitete ich die Stellen, die auch beim Original stärkeren Verschleiß ausgesetzt waren. Rosttöne waren dabei durch das trockene Wüstenklima tabu. Als die eigentlichen Farbarbeiten abgeschlossen waren, erhielt das ganze Modell einen Überzug mit Acrylglanzklarlack, um eine gute Basis für die Folgearbeiten zu haben. Den Anfang machte dabei ein dunkelbraunes punktuelles Washing. Anschließend folgte ein diesmal dezenteres Drybrushing mit einem hellen warmen Sandton (Revell 89). Nun war die Zeit für die Filter gekommen. Hier kam nun mein Lieblingsfilter in Form des „Tan for Tritonal Camo“ (MIG F242) zum Einsatz, mit dem ich das ganze Modell hauchdünn mit einem Flachpinsel bestrich. Mit einem „Sun Bleach“ (MIG F430) erhielten dann noch einige Kanister auf der Motorhaube einen leichten Überzug. Nun war die Zeit gekommen, dass ganze Modell mit einem Mattlack zu versiegeln. So dient dieser finale Mattlacküberzug nicht nur als Schutz, sondern auch zur weiteren und besseren Harmonisierung aller aufgebrachten Farben. Was jetzt noch fehlte, waren die passenden Pigmente, vorwiegend im Fahrwerksbereich. Dabei griff ich auf eine Mischung von „Middle East Dust“ (A.MIG-3018) und „Syrian Ground“ (A.MIG-2025) zurück, die ich stark mit Terpentin verdünnt aufbrachte und nachbearbeitete, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Die gleichen Pigmente sollten auf dem späteren Diorama auch ein Hauptbestandteil sein. Den Schlusspunkt setzte nun noch eine Übernebelung mit Tamiya „Buff“, was die Einstaubung in der Wüste weiter betonen sollte. Damit waren die Arbeiten am Jeep abgeschlossen.







Das Diorama: Schon zu Anfang war mir klar, dass bei der eher doch kleinen Größe des Jeeps, dass dazugehörige Diorama ebenfalls klein ausfallen sollte. Man konnte hier schon eher von einer Vignette reden. Dementsprechend sollte das Augenmerk auch auf eine besondere Detaillierung liegen, um eben auf den begrenzten Platz eine Menge fürs Auge zu bieten. Im Focus stand bei mir ein ausgetrocknetes Flussbett, eingegrenzt von Steinen, ein wenig Geröll und spärlicher Bepflanzung. Schnell waren auf einem Blatt Papier die genauen Proportionen und damit Maße ausgelotet und der passende Rahmen aus Balsaholz und Pressspanplatte gefertigt, angepasst und schwarz lackiert.


Am Anfang, nach der Planung, steht immer erst der Holzrahmen
Am Anfang, nach der Planung, steht immer erst der Holzrahmen

Nun konnte es ans angemachte gehen.  Mit Styrodur gestaltet ich den Basisuntergrund und passte diesen am Holzrahmen an. Aus Balsafoam (von der Struktur ähnlich eines Küchenschwamms) schnitzte ich drei größere Felsformationen und verklebte diese mit Holzleim auf den vorgesehenen Stellen. Das Restmaterial dieser Schnitzarbeiten sollte später noch als loses Geröll seine Bestimmung finden.


Mit Styrodur und Balsafoam wurde die Basis des Innenlebens gestaltet
Mit Styrodur und Balsafoam wurde die Basis des Innenlebens gestaltet

Mit herkömmlichen Füllspachtel, Pinsel und ein wenig Wasser gestaltete ich nun die feinere Bodenstruktur, arbeitete zu grobe Risse beim Abtrocknen nach, bis ich mit dem Ergebnis so weit zufrieden war.


Weitere Ausarbeitung mit Füllspachtel
Weitere Ausarbeitung mit Füllspachtel

Da ich, wie schon zu Anfang erwähnt, ein ausgetrocknetes Flussbett mit der typisch aufgeplatzten  Bodenstruktur im Sinn hatte, war nun die Zeit für das passende Zaubermittel gekommen. Dieses fand ich bei GreenStuffWorld in Form von „Crackle Paint“ (1817), welches ich mit einem Pinsel unterschiedlich dick auf den durch getrockneten Füllspachtel aufbrachte. Das Ergebnis nach dem Abtrocknen war einfach nur verblüffend. So platzte das Material genau so auf, wie bei Original Mutter Natur. War man an gewissen Stellen nicht zufrieden, konnte hier ohne Probleme eine zweite Schicht oder mehr aufgebracht werden, bis man letztendlich zu dem Ergebnis kam, welches sich mit den eigenen Vorstellungen deckte.


Mit dem „Crackle Paint“ lässt sich hervorragend eine typisches ausgetrocknetes Flussbett    erstellen
Mit dem „Crackle Paint“ lässt sich hervorragend eine typisches ausgetrocknetes Flussbett    erstellen

Nun konnte die Berandung des Flussbettes weiter bearbeitet werden. Dafür brachte ich mit Hilfe eines Holzleim-/ Wassergemischs Vogelsand auf. Dabei ließ ich das Holzleim-/ Wassergemisch immer wieder von einem Pinsel ablaufen, so dass der Vogelsand regelrecht durchnässt war. Anschließend fanden die schon angesprochenen Reste des Balsafoams in noch nachgearbeiteter Form (verkleinert) ihren Platz als loses Geröll. Nun musste alles nur ausreichend abtrocknen und aushärten.



Nachdem alles abgetrocknet war, war nun die Zeit für die Farbgebung gekommen. Den Anfang machten die Pigmente. Hier kamen die gleichen Pigmente zum Einsatz, die ich schon beim Jeep verwendet hatte und brachte diese mit einem Pigment-Fixer auf dem Diorama auf. Gerade im Bereich des Flussbettes arbeitete ich hier in dünnen Schichten, um nicht zu viel von der Struktur zu verlieren. Trotzdem waren einige der Risse zu fein und nach dem Abtrocknen nur noch schwer zu erkennen. Damit musste und konnte ich aber leben. Nach dem Abtrocknen der Pigmente erhielten nun noch das Geröll und Gestein eine typische Farbgebung in verschiedenen Grautönen.

Um die Szenerie weiter aufzulockern, setzte ich nun noch ein wenig Gestrüpp und arbeitete auch dieses mit hellen Grüntönen ein wenig nach.

Zu guter Letzt erhielt das ganze Diorama auch eine dezente Übernebelung mit Tamiya „Buff“.





Die Figuren: Bei den passenden Figuren wurde ich bei WhiteStorkMiniatures fündig. So ließ sich der Set „British SAS“ (F72007) hervorragend mit der Szenerie kombinieren. Zuerst irritierten mich die Sandalen der Briten, doch hat hier WhiteStorkMiniatures wohl richtig und gründlich recherchiert. So waren gerade diese Wüstensandalen bei den „britischen Wüstennomaden“ sehr beliebt, wenn diese auch oft mit Wollsocken getragen wurden.

Die Figuren wurden ausschließlich mit Ölfarben bemalt und anschließend matt versiegelt.

Die beiliegende Landkarte wurde von mir auf der Rückseite noch farblich mit einem Sandton angepasst und auch maßstabsgerecht so weit vorgefaltet, wie es bei Landkarten üblich ist. Dann musste das Stückchen Papier nochmals so in Form gebracht werden, damit es in die Hände der SAS-Figur passte.





Fazit: Das ganze Projekt bereitete mir von Anfang bis zum Ende eine Menge Spaß und Vergnügen. Die einzige Komplikation lag eigentlich nur in der Beschaffung des betreffenden Bausatzes. So ist es auch immer wieder schade, dass gerade solche Kits von namhaften Herstellern wie Dragon, Modellcollect etc. plötzlich von der Bildfläche (Markt) verschwinden. Vielleicht erklärt das auch die Sammelwut mancher Modellbauer mit ungebauten Bausätzen. So kann man sich auch nicht immer darauf verlassen, dass gewisse Kits nach einer gewissen Zeit wieder als alte „Neuveröffentlichung“ das Licht der Welt erblicken. So bleibt einem zum Teil wirklich nichts anderes übrig, als diesen oder jenen Bausatz zu ordern und für einen späteren passenden Zeitpunkt ins Regal zu legen. Immerhin zahlt sich hier dann der Spruch aus „Was man hat, hat man!“, obwohl die heimische Sammlung ungebauter Bausätze im Laufe der Zeit dann auch ungeahnte Ausmaße annehmen kann.




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