Char FCM 2C & Char FCM 2C bis
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Die französischen „Super-Durchbruchspanzer“ der Zwischenkriegszeit 1918-39
von Stefan Szymanski / August 2025

Historie:
Die Planungen dieses gewaltigen Panzers gehen schon auf das Jahr 1917 zurück. Die Westfront steckte quasi im Stellungskrieg fest, ohne das es der einen oder anderen Seite gelang, einen kriegsentscheidenden Durchbruch zu erzielen. So wurde von den Franzosen ein Panzer geplant, der bei kommenden Offensiven spätestens ab dem Jahre 1919 als Durchbruchspanzer den entscheidenden Faktor für eben diese Durchbrüche spielen sollte. Dieser Durchbruchspanzer sollte durch das mit Kratern und Stacheldraht durchsetzten Niemandsland pflügen, feindliche Schützengräben bis 4,5m Breite überqueren und tief ins deutsche Territorium vordringen. Dementsprechend massiv fiel der dazugehörige Entwurf des 2C aus. Ausgestattet mit einer 75mm-Kanone (Modell 1897), 12 Meter lang und 68t schwer, war der 2C mehr als doppelt so schwer und fast doppelt so lang wie der der deutsche A7V. Es war eine Besatzung von 12-13 Mann vorgesehen. Der 2C zeigte viele technische Innovationen der damaligen Zeit auf. So befanden sich z.B. zwei „stroboskopische“ Beobachtungskuppeln auf dem Dach, die gleichzeitig eine hervorragende Rundumsicht und guten Schutz gegen Beschuss mit Handfeuerwaffen boten. Der Trick lag dabei in einem ausgeklügelten System, bei dem sich die in der Außenpanzerung angebrachten vertikalen Schlitze mit ca. 300 Umdrehungen pro Minute um rechteckige Öffnungen im Innenbereich der Panzerung drehten. Durch diese Drehungen wurde die Sicht durch eben diesen optischen Trick kaum beeinträchtigt.
Der Char FCM 2C wäre wohl wirklich eine sehr effektive Durchbruchswaffe in der damaligen Höllenlandschaft des Niemandslands gewesen und verfügte über alle Eigenschaften und Qualitäten, um hier erfolgreich zu bestehen, nur hatte der 2C ein großes Problem: die Auslieferung erfolgte erst 1922, als der Erste Weltkrieg schon vier Jahre vorbei war.
So war es auch nicht verwunderlich, dass die damalige Bestellung von 300 Stück auf nur noch 10 Stück reduziert wurde. Diese zehn gebauten 2Cs wurden dabei nach bestimmten historischen Regionen Frankreichs benannt. Es scheint dabei zwischen den hergestellten 2Cs immer wieder kleine bauliche Unterschiede gegeben zu haben, die sich in der Bewaffnung oder auch Auspuffsystem bemerkbar machten.
Der 2C war als Panzer ein Kind seiner Zeit und typisch für die These, dass die Größe und Menge der Bewaffnung für den Erfolg eines Panzers maßgeblich wäre, was sich auch in anderen Panzertypen wie dem russischen T-28 widerspiegelte, aber schon in den frühen 30iger Jahren als überholt galt. Trotzdem hielt die französische Führung an diesen „Superpanzer“ rein aus Propagandazwecken fest, was auch perfekt in das Bild mit dem Bau der angeblich unüberwindbaren Maginot-Linie passte.

In der Zwischenkriegszeit erfolgten einige Modifikationen an den hergestellten 2Cs. So erhielt die „Champagne“-Version 1926 einen schweren Stahlgussturm mit einer integrierten kurzläufigen 155mm-Haubitze, die in der Lage war, über 43 Kg schwere Granaten zu verschießen und damit auch eine neue Bezeichnung in der Form von „Char FCM 2C bis“. Nach ausreichender Erprobung erfolgte hier aber ab 1934 ein Rückbau in die ursprüngliche Version mit 75mm-Geschütz, wobei der nun nicht mehr benötigte Turm nach Tunesien verschickt wurde, um dort in Boden eingelassen die Mareth-Linie zu verstärken.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs und speziell des deutschen erfolgreichen Westfeldzugs ab Mai/ Juni 1940, vermied es die französische Führung, den 2C gegen die deutschen viel moderneren und mobileren Panzerspitzen einzusetzen. Es wurde sogar entschieden, die damals intakten 2Cs mit Hilfe eines Transportzugs in den Süden in Sicherheit zu bringen. Doch wurde dieser Zug durch verschiedene Hindernisse aufgehalten, so das man entschied, die Panzer zu sprengen. Doch zumindest bei einem Panzer, der „Champagne“-Version war die Sprengung eher unzureichend, so dass dieser von den Deutschen erbeutet und nach Berlin verbracht wurde. Ab hier ist das weitere Schicksal des 2C eher widersprüchlich. Während einige Quellen von einer Verschrottung der Deutschen sprechen, behaupten andere, dass der einzig verbliebene 2C 1945 von der Roten Armee erbeutet und nach Russland transportiert worden wäre. So halten sich die Spekulationen, dass sich der „Champagne“ immer noch in russischer Hand befinden würde. Das kann aber stark angezweifelt werden, auch wenn angeblich 1948 in der damaligen DDR noch Fotos des 2C aufgetaucht sein sollen. Man kann also eher davon ausgehen, dass auch der letzte 2C sein Schicksal im Alteisen/ Verschrottung gefunden hat.

Die Bausätze:
Es steht wohl außer Zweifel, dass so massive Panzer wie der charakteristische Char 2C einen ganz besonderen Reiz ausüben. Um so typischer, dass man diesen Superpanzer im kleinen Maßstab bisher vergeblich gesucht hat. Aber auch das hat nun ein Ende. So war es auch eher Zufall, dass ich auf die beiden Kits aus dem Hause Modelltrans gestoßen bin. Dabei handelt es sich um reine 3D-Druck-Kits, die sich nur auf wenige Bauteile beziehen. Das macht der Qualität aber überhaupt keinen Abbruch. So sind viele Details und auch die charakteristische Nietenstruktur einfach nur hervorragend wiedergegeben. Auch die Entfernung der typischen 3D-Druck-Stützen und damit verbundenen Säuberungsarbeiten sind kaum der Mühe wert. Die Kits versprechen also einen sehr kurzen Bastelspaß, der wiederum die Möglichkeit gibt, seinen Focus mehr auf die Farbgebung und Alterung zu legen.

Man hat hier die Wahl zwischen den herkömmlichen 2C FCM mit der 75mm-Kanone und der „bis-Version“ mit der 155mm-Haubitze. Da mir die Wahl sehr schwer fiel, entschied ich mich hier einfach für den Kauf beider Versionen.
Als kleiner Wermutstropfen kann man die fehlenden Decals sehen. Hier schafft aber der niederländische Decalhersteller Black Lion Abhilfe, auf dem ich später noch zu sprechen kommen werde.

Der Zusammenbau:
Wie schon erwähnt, könnte man diese Spalte auch komplett ausklammern. Es sei nur erwähnt, dass ich die Antennenhalterung im hinteren Dachbereich durch Teile aus meiner „Restekiste“ gestaltete, da diese beim Kit seltsamerweise keine Berücksichtigung fanden. Ansonsten waren die Arbeiten schnell erledigt.
Leider passierte mir hier beim 2C bis ein Fehler. So verfügte das Original mit neuem Turm eben nicht über die seitliche MG-Bewaffnung. Ein Aspekt, der mir erst nach Abschluss der Arbeiten und Recherche zum Baubericht bekannt wurde und leider nicht mehr korrigiert werden konnte. Ein Fehler, mit dem man nun leben muss, aber auch kann.
Die Farbgebung: Um hier den richtigen Ansatz zu finden, musste man den Hebel zuerst bei denen im Kit nicht enthaltenen Decals ansetzen. Fündig wurde ich hier bei Black Lion Decals. So beinhaltet der Decalbogen 72031 die passenden Decals für die Normandie-Version der herkömmlichen 2C-Variante, die sich auf eine Neunummerierung beziehen, die ab 1939 vollzogen wurde („Normandie“ wurde von Nr.7 auf 97 umnummeriert).

Blieb noch das Problem mit der bis-Version. Aber auch hier konnte Black Lion Abhilfe schaffen und mir die passenden Decals separat anfertigen.
Nun konnte man sich mit der Farbgebung befassen. Auch wenn die 2Cs während ihrer Einsatzzeit mehrfarbige Tarnanstriche erhielten, verfügte zumindest die Normandie-Version kurz vor Kriegsbeginn über einen durchgehenden Grünton. Schwieriger gestaltete sich die Recherche zur bis-Version. So findet man kaum Originalbilder dieser Variante und die wenigen vorhandenen Bilder lassen kaum Schlüsse zur damaligen Farbgebung zu. Zumindest schien es sich hier um einen einfarbigen Farbton gehandelt zu haben. Der Einfachheit halber entschied ich mich also, beide 2Cs im gleichen Farbton zu gestalten. Meine Wahl fiel dabei auf ein „Forest Green“ von Ammo/ MIG (A.MIG-0065). Um diesen einfarbigen Farbton zu brechen, aufzulockern und damit realistischer zu gestalten, begann ich hier aber nach der Grundierung mit einem dunklen Grün in Form von „Russian Shadow“ (A.MIG-930). Anschließend wurde das „Forest Green“ in dünnen Schichten in übernebelnder Form aufgebracht, so dass im bestimmten Bereichen immer noch das dunklere Grün zu erkennen war. Um noch mehr Kontraste zu schaffen hellte ich nun das „Forest Green“ mit einem „Light Sand Grey“ (A.MIG-0067) weiter auf und bearbeite damit vorwiegend Blechmitten und erhabene Stellen des Modells. Zu guter Letzt folgte ein kräftiges Drybrushing mit Humbrol 72, also einen sehr hellen Grün, womit die grüne Farbgebung nun über genug Kontraste verfügte.
Alle weiteren Kleinarbeiten erfolgten mit dem Pinsel. Nachdem alle Farbarbeiten abgeschlossen waren, konnten nun auch die Decals ihren Platz finden. Natürlich mussten die aufgebrachten Decals vor den folgenden Alterungsarbeiten geschützt und versiegelt werden. Zudem empfiehlt es sich immer, für diese Arbeiten auf den Modell über eine glatte Oberfläche zu verfügen. Ich nutze hier immer einen Acryl-Glanzklarlack von Vallejo (26.650), mit dem ich auch hier das ganze Modell versiegelte. Dabei wurde der Lack so kräftig per Airbrush aufgetragen, dass dieser quasi kurz vor dem Zerlaufen war. Nur so erzielt man die benötigten glatten Oberflächen!
Die Alterungsarbeiten begannen mit einem punktuellen Washing, bei dem ich auf ein „Dark Wash“ von MIG zurückgriff (P220). Anschließend wurden großzügig Schlieren gesetzt. Dabei griff auf Ölfarben zurück und brachte verschiedene Grün-, Braun- und Sandtöne punktuell auf, die ich dann mit einem kurzen (also eingekürzten) Pinsel und White Spirit vertikal nach unten verrieb. Ich arbeitete mich hier so lange vor, bis ich jeweils mit dem Ergebnis der Schlieren zufrieden war.

Nachdem alle Schlieren aufgebracht und ausreichend durch getrocknet waren (Ölfarben trocknen länger ab!), mussten nun noch die passenden Filter gesetzt werden. Ich griff hier wieder auf meinen Lieblingsfilter „Tan for tritonal Camo“ von MIG zurück (F242), den ich mit einem Flachpinsel in einer(!) dünnen Schicht auf das ganze Modell aufbrachte. Im Dach- und Turmbereich setzte ich mit „Sun Bleach“ (F430) noch einen weiteren Filter, um so noch mehr Kontraste zu erhalten. Nun mussten auch diese Alterungsarbeiten versiegelt und vor den weiteren Arbeiten geschützt werden. Dieses Mal setzte ich auf einen Ultra-Matt-Lack von Vallejo (27.653), den ich nun in mehreren dünnen Schichten übernebelnd aufbrachte. Hier sei angemerkt, dass im Gegensatz zum Glanzlack ein Mattlack nur so aufgebracht werden darf! Alles andere produziert u.a. hässliche weiße Flecken und kann damit ein ganzes Modell ruinieren!
Nun mussten nur noch Pigmente aufgebracht werden. Ich nutze hier immer die gleichen Pigmente, die auch auf dem späteren Diorama Verwendung finden. In diesem Fall setzte ich auf „Golan Earth“ (A.MIG-3026) und leichten Elementen von „Rubble“ (A.MIG-3013), die ich mit White Spirit gerade im Laufwerksbereich aufbrachte und so lange nachbearbeitete, bis ich auch hier mit dem Ergebnis zufrieden war. In diesem Zusammenhang erhielten auch die Auspuffe eine dezente Behandlung mit schwarzen Pigmenten.
Nachdem nun alle Arbeiten erledigt waren, stattete ich die beiden 2Cs noch mit einer Funkantenne aus dünnen Federstahl aus. Dabei erhielt Antenne der bis-Version noch eine kleine französische Fahne.
Mit einer dezenten Einstaubung mit Tamiya „Buff“ waren dann die Arbeiten endgültig abgeschlossen.

Die Dioramen: Ich entschied mich, die beiden 2Cs in waldiger Umgebung zu zeigen, die sich auf zwei bis drei Ebenen aufteilt. So lotete ich zuerst die genauen Proportionen und Abmaße aus und schnitt mir den Basisuntergrund aus Styrodur zurecht. Anschließend wurde das Styrodur mit Holzleisten und einer Pressspanplatte eingerahmt. Genauere Anpassungen im Höhenbereich der Holzrahmen erfolgten mit einem Rundschleifer und Schmirgelpapier. Nachdem die Rahmen angepasst, geschliffen, lackiert und abgeklebt waren, konnte es nun an die eigentlichen Dioramenarbeiten gehen. Den Anfang machte ein Holzleim-/ Wassergemisch mit Vogelsand und Heilerde, welches ich auf den Styrodurgrund aufbrachte. Den aufgebrachten Bodengrund ließ ich nun ca. 24 Stunden durchtrocknen, bevor der nächste Schritt folgte. Dabei brachte ich mit Hilfe eines Pigment-Fixers und Pinsel nun die gleichen Pigmente auf, die auch schon bei den Modellen Verwendung fanden und auch hier ließ ich die aufgebrachten Pigmente einen Tag durchtrocknen. Bevor nun das Statikgras seinen Platz fand, nutzte ich zur Darstellung eines Waldbodens die Produkte von DioDump („Dry Terrain“ DD065-F und „Burnt Umber Soil“ DD065-E) und fixierte diese durch „Sand & Gravel Glue“ (A.MIG-2012). Dabei ließ ich dieses „Glue“, welches man am ehesten mit Pigment-Fixer vergleichen kann, nur halt in kräftiger Form, von der Pipette ablaufen.

Das Statikgras erhielt eine farbliche Nachbehandlung mit mehreren Grüntönen, wobei ich die Grasspitzen mit helleren Brauntönen betonte.
Nun musste nur noch ein wenig Buschwerk gesetzt werden, bevor ich das Diorama der bis-Version mit Laubbäumen (ebenfalls aus Buschwerk gestaltet) ausstattete. Bei der Normandie-Version verwendete ich dabei Halbtannen eines mittlerweile bekannten „Modellbau-Baum-Flüsterers“ (also Experten) names Andy Pape. Auch hier erfolgte noch eine leichte Übernebelung mit Tamiya „Buff“, bevor mit der Anbringen der Typenschilder die Arbeiten abgeschlossen waren.

Die Figuren: Mit einer Ausnahme griff ich hier hauptsächlich auf Figuren von Dynamo Models zurück. So kamen bei der Normandie-Variante die Sets 72001 und 72027 „40` French Tankers“ zum Einsatz. Bei der bis-Version kombinierte ich einen französischen Offizier des Sets 72002 „40` French Officers“ mit einer alten W^D-Figur, einen Kleinserienhersteller aus Wales, der mittlerweile leider vom Markt verschwunden ist.

Da ich meinen Char 2C mit der kurzläufigen 155mm Haubitze auf das Jahr 1930 datiert hatte, musste dies auch bei den Uniformen berücksichtigt werden. So führte die französische Armee die grüne Felduniform erst ab 1935 flächendeckend ein. Das bedeutete, dass hier meine beiden Offiziere noch mit der typischen himmelblauen Uniform des Ersten Weltkriegs „ausgestattet“ werden mussten, was sich natürlich nur auf die Farbgebung bezog.
Die Bemalung erfolgte hier ausschließlich mit Ölfarben.

Fazit:
Der 3D-Druck hält immer weiter Einzug in den Modellbau. So ist es mehr als erfreulich, dass man dadurch auch auf Modelle zurück greifen kann, um die die großen Hersteller aus kommerziellen Gründen einen großen Bogen machen. Die beiden Chars konnten in Sachen Qualität und Details absolut überzeugen. Zwar bleibt hier der eigentliche Bastelspaß mehr oder weniger auf der Strecke, doch dafür kann man sich auch auf das Wesentliche, nämlich der Farbgebung und Alterung konzentrieren. Bleibt eigentlich nur noch ein Wunsch bisher offen. So wäre es natürlich wünschenswert, wenn es hier demnächst einen passenden Decalbogen geben würde, mit dem sich mehrere unterschiedliche Versionen des 2C gestalten lassen.
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