Bausatz von Roden im Maßstab 1/72
von Stefan Szymanski / Oktober 2023
Zur Geschichte: die Entwicklung des Pattern begann schon zu Anfang des Ersten Weltkriegs. Doch fand die Verwendung eines Panzerwagens als militärische Waffe noch keine große Würdigung. Zu extrem waren die Verhältnisse an der verschlammten Westfront für die gepanzerten Radfahrzeuge. So endete der Einsatz der Fahrzeuge im Grabenkrieg, bevor dieser überhaupt angefangen hatte. Da sich der Erste Weltkrieg schnell auch auf andere Regionen der Welt auswirkte, boten sich gerade im Nahen Osten und in Afrika vielversprechende Möglichkeiten für einen erfolgreichen Einsatz. So griff auch Lawrence von Arabien beim Aufstand der Araber gegen das Osmanische Reich auf genau das Fahrzeug zurück. Auch leistete der Pattern als „Polizeifahrzeug“ in den britischen Kolonien wie Indien gute Dienste. Und obwohl sich der Pattern hier schon bewährte, begann die Karriere dieses Fahrzeugs erst richtig nach dem Krieg. So wurden zu Beginn der 1920iger Jahre zahlreiche Modernisierungen an dem Fahrzeug vorgenommen. Die Panzerung wurde an bestimmten kritischen Punkten verstärkt und auch die für einen Panzerwagen ungeeigneten Speichenräder wurden durch Stahlfelgen ersetzt. Diese Version erhielt die Bezeichnung Mk. I, wobei einige dieser Fahrzeuge in der Heimat verblieben, andere an die Regierung in Irland geliefert und der Großteil in den damals unruhigen Nahen Osten verbracht wurden. Die Patterns in Irland bewährten sich im irischen Bürgerkrieg 1922/ 23 und auch danach im Kampf gegen die IRA und verblieben dort bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Dienst, bis diese erst aus Mangel an Ersatzteilen ausgemustert werden mussten.
In den 1930iger Jahren erhielten die verbliebenen Patterns in den Wüstenregionen des Nahen Ostens und Afrika eine weitere Modernisierung. So kamen nun andere Reifen zum Einsatz, die eine bessere Traktion auf sandigen Untergrund bieten sollten. Zum anderen wurde die Panzerung an der Fahrzeugfront optimiert und die Form des Turms geändert, so dass dieser nun oben komplett geöffnet war. Als Bewaffnung wurde dem Vickers-MG noch eine Boys (Anti-Panzer)-Büchse, sowie ein MG im Turmbereich zur Luftabwehr hinzugefügt. Diese nun als Mk. II bezeichnete Version war trotz der mittlerweile veralteten Konstruktion fast bis zum Kriegsende im nordafrikanischen Kampfraum im Einsatz und bewährte sich auch u.a. in Burma im Kampf gegen die Japaner, die auch auf ähnlich veraltete japanische Panzerwagen zurück griffen.
Trotz des mittlerweile hohen Alters sind immer noch einige der Patterns erhalten geblieben, befinden sich in Privatbesitz und erzählen eine stolze Geschichte von den Anfängen und Entwicklung von Panzerfahrzeugen.
Der Bausatz: Roden versteht es immer wieder sehr gut, gewisse Nischen des Modellbaus mit interessanten Typen zu füllen. Dies trifft auch auf den Pattern 1920 zu, den Roden jeweils in der Version Mk. I und Mk. II anbietet.
Der Bausatz des Mk. I umfasst dabei insgesamt drei Spritzlinge, die eine sehr überschaubare Anzahl an Bauteilen enthalten. Auf den ersten Blick machen die Bauteile einen ausreichend detaillierten Eindruck, die aber noch Luft nach oben lassen. Mit dem beiliegenden Decalbogen lassen sich drei Versionen des Mk. I darstellen. Dabei hat man die Wahl zwischen einer sandfarbenen Version im ägyptisch/ irakischen Kampfraum 1940-1943, sowie einer irisch grünen Variante aus dem Jahre 1941 und einem britischen Pattern, der 1939 im Dienste der Heimatverteidigung stand.
Der Bau des Modells: meine bisherigen Erfahrungen mit Roden sind sehr zwiespältig. Zwar sind die Bausätze immer sehr interessant und zum Teil auch toll detailliert. Trotzdem überkommt mich immer das Gefühl, dass hier eine sehr gute Idee nicht konsequent gut zu Ende gedacht worden ist. Dies bezieht sich zum Teil auf den Aufbau einzelner Bauteile, sowie Fehlern oder auch fehlenden Informationen in der Bauanleitung. Ähnliche Erfahrungen sollte ich auch hier wieder machen. So gestaltete sich der Zusammenbau zu Anfang sehr einfach und zügig. Die erste Problematik tauchte bei den Hinterrädern auf. So müssen die jeweils außen liegenden Räder (Bauteile 5D) im Nabenbereich passend aufgebohrt werden, damit diese erfolgreich an den innen liegenden Rädern (Bauteile 6D) montiert werden können. In der Bauanleitung findet man keinen Hinweis darauf. Als unglücklich würde ich auch die Gestaltung der Transportboxen bezeichnen (Bauteile 6E), die im Heckbereich ihren Platz finden sollen und vorher u-förmig gebogen werden müssen. Der Knackpunkt ist aber eindeutig der Turm, der sich aus einer unnötigen Anzahl von Bauteilen zusammen setzt, wobei durch die Materialstärke des Turmdaches (Bauteil 18A) eine unschöne Stoßnaht entsteht, die sich nur sehr schlecht kaschieren lässt, ohne die feine und charakteristische Nietenstruktur zu zerstören. Hier wäre weniger (also weniger, dafür mehr durchdachte Bauteile) eindeutig mehr gewesen. Ansonsten bereitete der Zusammenbau keine weiteren Probleme. Das beiliegende Vickers-MG war mir zu oberflächig detailliert, so dass ich dieses durch ein MG von Modelltrans ersetzte. Zudem verlieh ich den hinteren Transportkisten (Bauteile 6E), sowie dem Turmscheinwerfer noch Haltegriffe aus Kupferdraht. Auch die vorderen Abschlepp-Schäkel wurden mit Kupferdraht ersetzt. Für die Transportbox, die später seitlich auf dem Trittblech Platz finden sollte und sich aus den Bauteilen 8B und 17B zusammen setzte, verzichte ich im Bodenbereich auf das 8B-Bauteil, da mir diese Kiste ansonsten zu aufgesetzt gewirkt hätte.
Farbgebung und Alterung: mir war ziemlich schnell klar, dass ich den Mk. I in einer grünen Variante in einem typisch irischen Umfeld zur Geltung bringen wollte. Nach einer dunklen Grundierung wählte ich hier ein „Russian dark base“ von Ammo/ MIG (A.MIG-0931) als Basis, welches ich mit einem „Sandgray“ (A.MIG-0067) unterschiedlich stark aufhellte, um bestimmte Kontraste in einer ansonsten eintönigen Farbgebung zu erzeugen. Die restlichen Arbeiten erfolgten ausschließlich mit dem Pinsel. Als erstes folgte nun ein kräftiges Drybrushing mit einem stark aufgehellten „Russian dark base“. Leichte Verschleiß-Spuren (blankes Metall/ leichte Korrosion) wurden nur sehr dezent an den typischen Stellen aufgebracht, die auch beim Original erhöhter Abnutzung ausgesetzt waren. Nachdem die Kleinarbeiten erledigt waren, erhielt nun das ganze Modell einen Überzug mit Glanzklarlack. Für meine irischen Variante eigneten sich nicht die beiliegenden Decals, so dass ich hier auf meine „Decal-Restekiste“ zurück griff. Dabei kamen Decals nur im Front- und Heckbereich als Fahrzeugkennung zum Einsatz. Als Orientierung dienten mir hier diverse Originalbilder. Natürlich musste der Bereich mit den aufgebrachten Decals nochmals mit Klarlack versiegelt werden, um diese vor Beschädigungen zu schützen. Nun konnte das ganze Modell ein dunkelbraunes punktuelles Washing erhalten. Mit Ölfarben (verschiedene Grau- und Grüntöne) und Terpentin setzte ich anschließend noch einige Wetterschlieren. Nun folgte ein zweites, aber dezenteres Drybrushing mit einem warmen Grau (Revell 75). Zu guter Letzt überzog ich das ganze Modell mit einem Filter, wobei hier das „Brown for dark green“ von Ammo/ MIG Verwendung fand (F245). Mit einem ultra-matten Finish waren dann die eigentlichen Farbarbeiten am Modell abgeschlossen. Erst jetzt wurde mit Hilfe von Pigmenten (die auch später auf dem Diorama zum Einsatz kommen sollten) und Pigment-Fixer leichte Verschmutzungen im Fahrwerksbereich aufgebracht. Auch jetzt konnten erst die sehr schön und hohl detaillierten Scheinwerfer mit einem „Crystal Glass“ von Ammo/ MIG (A.MIG-0094) in mehreren Arbeitsschritten aufgefüllt werden.
Nun mussten die schon vorher erwähnten Baugruppen nur noch zu einem fertigen Pattern Mk. I zusammen gebaut werden.
Bau des Dioramas: grundsätzlich habe ich bei Beginn eines Projekts immer schon ein Bild vor Augen, wie das spätere dazugehörige Diorama aussehen soll. Da ich mich beim Mk. I auf Irland bezog, hatte ich dementsprechend direkt die „Grüne Insel“ im Kopf. Dieses Bild wurde durch eine Figurenset von White Stork Miniatures weiter bestärkt, auf welches ich noch später zu sprechen kommen werde. Der Plan sah also eine kleine Landstraße, eine Natursteinmauer, ein Weidenzaun und viel Grün vor. Zudem wollte ich eine friedfertige Szene schaffen, so dass ich hier das Jahr 1925 wählte und die blutige Zeit des irischen Bürgerkriegs 1922-23 außen vor ließ.
Die passende Grundplatte aus Pressspan mit den dazugehörigen Zierleisten waren schnell gesägt, verleimt, verspachtelt und lackiert, so dass man sich mit der eigentlichen Szenerie befassen konnte. Zu Anfang setzte ich die Natursteinmauer, wobei ich hier auf einen betagten Set von Italeri zurück griff (No 6127). Aus Zahnstochern fertigte ich die Pfosten für den Weidenzaun und setzte diese in bestimmten Abständen parallel zur Natursteinmauer, um hier den geplanten Feldweg einzugrenzen. Das Geäst für den späteren Baum fand ich in Mutter Natur vor und stutzte mir dieses noch passend zurecht. Da nun die Grundstruktur stand, konnte ich mich jetzt mit der Bodenstruktur befassen. Dabei kamen bei mir wieder feiner Vogelsand und Heilerde zum Einsatz, die mit Hilfe eines Holzleim-/ Wassergemisches fixiert und verfestigt wurden. Es war Zeit für die Farbgebung. Bei den Pfosten und dem Baumstamm arbeitete ich mich hier von einem dunklen Braun per Drybrushing in mehreren Stufen zu einem Grau vor. Bei der Natursteinmauer arbeitete ich mit verschiedenen Grau- und Sandtönen, wobei jeder Stein seine eigene Farbgebung erhielt. Da ich auf der Mauerkrone einen durchgehenden Moosbewuchs darstellten wollte, setzte ich hier mit Hilfe der Tupf-Technik starke Grünetöne. Ein durchgehendes dunkelbraunes Washing und ein beiges Drybrushing rundeten die Sache dann positiv ab.
Bei der Bodengestaltung setzte ich (wie immer) ausschließlich auf Pigmente. Meine Wahl fiel hier auf ein „City dark dust“ von Ammo/ MIG (A.MIG-3028). Und wenn sich der Name auch nicht wirklich mit einer irischen Landschaft deckt, so passte dieser Farbton hervorragend zu der Szenerie. So brachte ich die Pigmente mit Hilfe eines Pigment-Fixers und Pinsel auf den Boden auf und ließ diese ca. 24 Stunden durchtrocknen. Um hier ein optimales Ergebnis zu erzielen, ist es immer wichtig, die Mischung aus Pigmenten und Fixer nicht zu dünnflüssig zu gestalten. Erst durch eine fast „pampige“ Mischung und einer natürlichen Abtrocknung ohne Hilfsmittel lassen sich hier optimale Ergebnisse erzielen.
Als nächstes stand nun die Begrünung auf den Plan. Den Anfang machte dabei das Statikgras, welches ich mit einem Beflocker und einem dünnen Holzleim-/ Wassergemisches unregelmäßig auf den vorgesehenen Flächen aufbrachte. Nach dem Abtrocknen wurden die Reste mit Hilfe eines Staubsauger entfernt und das Gras erhielt noch eine farbliche Nachbehandlung per Airbrush. Nun wurde gerade im hinteren Bereich der Natursteinmauer noch ein wenig Buschwerk gesetzt. Auch der Baum erhielt dabei durch dieses Buschwerk sein Blätterdach. Da ich selten mit der Farbgebung der jeweiligen Buschwerke diverser Hersteller zufrieden bin, arbeitete ich hier auch per Airbrush und unterschiedlichen Grüntönen ein wenig nach. Zu einer realistischeren Farbgebung hat es dabei noch den Vorteil, dass das Buschwerk durch den Farbauftrag verfestigt und stabilisiert wird. Wo Bäume sind, da ist auch Laub. So wurde im Bodenbereich noch etwas Laub verteilt und mit einem Pigment-Fixer vorsichtig fixiert.
Zu guter Letzt wurde aus hauchdünnen Metalldraht der Weidenzaun montiert, der anschließend noch eine Farbbehandlung mit dunklen Rosttönen erhielt.
Die Figuren für das Diorama: die Idee zu diesem Diorama reifte bei mir, als ich auf die Sets von White Stork Miniatures stieß. So eigneten sich ein Schäfer mit passenden Hund (F72060) und einer kleiner Schafherde (F72061) hervorragend für diese Szene. Ergänzt wurde das ganze noch durch einen Panzer-Offizier mit Gehstock des gleichen Herstellers, den ich einem Set aus dem Ersten Weltkrieg entnahm (F72034). Gedacht für die damalige Westfront konnte man diese Figur auch ohne weiteres für die Irland-Szenerie verwenden, da sich die Uniformen zu dieser Zeit kaum unterschieden. Fehlte nur noch ein Fahrer. Da griff ich auf eine Figur von W^D zurück, einen Kleinserienhersteller aus Wales, den ich über Jahre lieben und schätzen gelernt habe und der mittlerweile seine Geschäfte leider komplett eingestellt hat.
Die Bemalung erfolgte hier ausschließlich mit Ölfarben. Gerade bei den Schafen achtete ich darauf, verschiedene Farbtöne zu verwenden, um der Herde einen authentischen Eindruck zu verleihen. Nach der Bemalung wurden die Figuren noch mattiert und fanden dann ihren Bestimmungsort auf dem Diorama.
Fazit: ich muss zugeben, dass ich hier mit beiden Patterns immer noch ein wenig hadere. So stößt mir in der Nachbetrachtung die Beschaffenheit und Aufbau der Türme immer noch sauer aus. Hätte Roden hier wirklich seine Hausaufgaben gemacht, hätte es das Zeug zu einem außergewöhnlich schönen Modell gehabt. So wird es aber der Modellbauer schwer haben, ein wirklich vorzeigbares Modell zu fertigen, bei dem einem die Unzulänglichkeiten des Turms nicht sofort ins Auge fallen. Natürlich hat man hier auch die Möglichkeit, nach diversen Anpassungsarbeiten die charakteristische Nietenstruktur neu zu fertigen, nur dürfte gerade in diesem Maßstab vielen die nötige Fertigkeit oder auch Lust dazu fehlen. Während sich viele Modellbauer am eigentlichen Modell in vielen Details austoben, dient bei mir ein Modell meist nur als Mittel zum Zweck, um insgesamt in einem Diorama eine gewisse Szenerie zu schaffen. So bevorzuge ich es auch meist, die Modelle komplett „nackt aus dem Karton“ zu bauen, wobei ich mich nur auf wenige (wirklich nötige) Zusatzdetailierungen konzentriere. So bin ich zumindest beim Thema Roden wieder um eine Erfahrung reicher, wobei mich die Gesamtergebnisse zumindest ein wenig versöhnlich stimmen.
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